10 Dinge, die du bei Sehnenbeschwerden nicht tun solltest

Schmerzen und Funktionsstörungen sind die klinischen Merkmale von Sehnenbeschwerden bzw. Tendinopathien. Die Forschung hat schon viele Behandlungsoptionen untersucht, aber konsistente, positive klinische Ergebnisse bleiben nur schwer greifbar. Wir wissen aber mittlerweile, dass die Behandlung aktiv sein sollte und dass ein kontinuierlicher Rehabilitationsprozess erforderlich ist. 

Damit der Heilungsverlauf möglichst optimal ablaufen kann, ist es deshalb wichtig, Behandlungen zu vermeiden, die nachweislich nicht hilfreich sind. Die folgenden 10 Punkte heben Behandlungsansätze hervor, die bei Tendinopathien der unteren Extremitäten nicht zu Verbesserungen führen (1).

1. Komplett ausruhen ist keine gute Idee

Die alte Weisheit „use it or lose it“ (Benutze es oder verliere es) gilt auch für Sehnen. Ruhe verringert die Fähigkeit der Sehne, Belastung aufzunehmen. Außerdem beeinflusst eine komplette Ruhigstellung die an die Sehne anhängende Muskulatur und den Rest des Beins – die Fähigkeit, deine Sehne zu belasten nimmt so immer weiter ab. 

Man darf den Schmerz aber auch nicht ignorieren (Punkt 4), sondern muss die Belastung auf das Niveau reduzieren, das die Sehne vertragen kann, um dann allmählich die Belastung zu erhöhen.

2. Verlasse dich nicht auf passive Behandlungen

Behandlungen, die nicht darauf abzielen, die Belastbarkeit der Sehne zu erhöhen, sind in der Regel langfristig nicht hilfreich, auch wenn sie möglicherweise kurzfristige Schmerzlinderung bieten. Behandlungen wie Elektrotherapie und Kälteanwendungen werden den Schmerz lediglich vorübergehend lindern, der jedoch wieder stärker wird, sobald die Sehne belastet wird.

3. Vermeide Injektionstherapien

Injektionen von Substanzen in eine Sehne haben sich in klinischen Studien als unwirksam erwiesen. Tatsächlich beruhen viele von ihnen auf der falschen Annahme, dass Sehnen wie andere Gewebe heilen und dass es die Möglichkeit gibt, eine pathologische Sehne in den Normalzustand zurückzuführen. Führe keine Injektion in eine Sehne durch, es sei denn, die Sehne hat nicht auf ein gutes, progressives Trainingsprogramm angesprochen.

4. Ignoriere deine Schmerzen nicht

Manage die Belastung auf deine Sehne. Schmerz ist eine Möglichkeit, dir mitzuteilen, dass die Belastung zu hoch ist. Reduziere die Aspekte des Trainings, die deine Sehne überlasten (Punkt 10).

5. Vermeide exzessives Dehnen der Sehne

Abgesehen von der Belastung deiner Sehne beim Sport gibt es auch kompressive Belastungen auf deine Sehne, wenn sie sich in ihrer längsten Position befindet. Dehnen von Sehnen fügt in der Regel nur zusätzliche kompressive Belastungen hinzu, von denen wir wissen, dass sie der Sehne schaden. Das Dehnen im Stehen kann besonders provokativ für die Sehne sein. Wenn deine Muskeln verspannt sind, massiere sie lieber, um sie zu lockern.

6. Massiere nicht die schmerzende Sehne

Eine schmerzende Sehne signalisiert, dass sie überlastet und gereizt ist. Daher kann das Massieren sie tatsächlich schmerzhafter machen, da du sie weiter strapazierst. Manchmal fühlen sich Sehnen direkt nach einer Massage besser an, können aber wieder schlimmer werden, wenn du sie belastest. Wie in Punkt 5 erwähnt, kann die Massage der anliegenden Muskulatur hilfreich sein.

7. Sorge dich nicht um die Bilder deiner Sehne

Die Bilder deiner Sehne mit Ultraschall und MRT können dich erschrecken, und die Worte, die Ärzte wie Degeneration und Risse verwenden, können dich zweifeln lassen, ob deine Sehne belastet werden sollte. Es gibt allerdings gute Beweise dafür, dass eine pathologische Sehne Belastungen tolerieren kann, insbesondere wenn du die Belastungen schrittweise erhöhst.

8. Mache dir keine Sorgen wegen eines möglichen Risses

Schmerz schützt deine Sehne, er veranlasst dich, sie zu entlasten. Tatsächlich haben die meisten Menschen, denen eine Sehne reißt, zuvor nie Schmerzen gehabt, obwohl die Sehne erhebliche Pathologie aufweist (siehe Punkt 7).

9. Nimm keine Abkürzung in der Rehabilitation

Das Überspringen von Schritten in der Rehabilitation funktioniert nicht. Du musst die Zeit in Anspruch nehmen, die die Sehne benötigt, um ihre Kapazität wieder aufzubauen. Obwohl dies eine längere Zeit in Anspruch nehmen kann (bis zu 3 Monate oder gelegentlich sogar länger), sind die langfristigen Ergebnisse gut, wenn du eine gute Rehabilitation durchführst. Dinge, die als Heilung versprochen werden (siehe Punkt 3), führen oft zu kurzfristigen Verbesserungen, aber der Schmerz tritt erneut auf, wenn die Belastungen auf die Sehne wieder aufgenommen werden.

10. Gewinne ein Verständnis dafür, welche Belastungen für deine Sehne hoch sind

Die höchste Belastung für deine Sehne tritt auf, wenn du sie wie eine Feder verwendest, beispielsweise beim Springen, Sprinten oder bei Richtungswechseln. Belastungen, die diese Bewegungen nicht beinhalten, sind für die Sehne gering. Daher setzen Übungen mit Gewichten und langsame Übungen deinen Sehnen keiner hohen Belastung aus, obwohl sie durchaus positive Auswirkungen auf deine Muskeln haben können (1,2).

Kurz und knapp

Die entscheidende Botschaft ist, dass eine auf Übungen basierende Rehabilitation die beste Behandlung für Sehnenschmerzen ist. Ein fortschreitendes Programm, das mit einem Krafttraining beginnt und sich dann zu federartigeren Übungen entwickelt, einschließlich Aspekten der Ausdauer, wird die richtige Belastung für die Sehne bieten und die besten langfristigen Ergebnisse erzielen. 

Gerne unterstütze ich dich bei der Rehabilitation deiner Sehnenbeschwerden und plane mit dir den Weg zurück zur vollen Belastbarkeit.

Come back stronger!

Referenzen:

  1. Cook JL (2018). Ten treatments to avoid in patients with lower limb tendon pain. British Journal of Sports Medicine 2018;52:882.
  2. J. Cook (2016). 10 things not to do if you have lower limb tendon pain. https://semrc.blogs.latrobe.edu.au/10-things-not-to-do-if-you-have-lower-limb-tendon-pain/